Frau Brüllen fragt das Internet ‚was machst Du eigentlich den ganzen Tag?‘ und wir beantworten das am 5. jeden Monats mit dem Hashtag #wmDedgT
Ich frage mich zunächst, warum ich schon so lange nicht mitgemacht habe, und naja, leider fehlen mir ein wenig die Worte über die Ereignisse der letzten Zeit. #wmDedgT Januar und Februar liegen im Entwürfeordner, werden es aber nicht rausschaffen.
Normal weitermachen trotz Krieg und Corona, das ja überhaupt nicht vorbei ist, aber alle so tun, macht mir eine ziemliche Schere. Nun, das alles können andere viel besser formulieren, der Herr Buddenbohm zum Beispiel, ich kämpfe zu Hause mit meinen Gedanken.
Am Samstag ein Derby für die Töchter. Das heißt, eine Tochter, die andere hadert aus Gründen mit dem Verein, den Fußball findet sie toll, es ist eine Geschwister- oder Zwillingsthematik. Lass sie doch Tennis spielen, jaja, alles, sehr gerne, aber sie will nicht. Nun leben wir in einer Stadt, die aber mehr eine aneinandergewachsene Dörferstruktur ist. ÖPNV wird kleingeschrieben, und zwei verschiedene Mädchenfussballvereine zu finden und diese dann anzufahren (ein Wort aus der mobilen Krankenpflege, das ich nur ironisch verwenden kann, ich muss noch Herrn B anfahren, haha) ist auch ein logistisches Problem.
Ich wache früh auf, bin ja auch spät ins Bett. Lese das Internet leer, versuche mir einen Überblick zu verschaffen. Die Gedanken kreisen, Grübelproblematik.
Das Derby wurde akribisch von den motivierten Trainern vorbereitet, Tabellenerste gegen zweite, es ist ein Hinspiel, obwohl die beiden schon gegeneinander gespielt haben, dieses erste Spiel wurde von 'uns' verloren. Danach musste die Meisterschaft noch einmal neu organisiert werden, es ist also sowas wie eine zweite Chance. Mir war das zeitweise schon ein bisschen zu viel push, nicht alle kommen mit diesem erzeugte Druck zurecht, und der gegnerische Verein hat das auch alles ein bisschen zu ernst genommen. Es soll auch ein bisschen Hobby sein und Spaß machen, klar ist es ernst zu nehmen, und schön, dass sie erfolgreich sind, wir hatten auch schon andere Zeiten.
Zöpfe geflochten, schlechte Laune ausgehalten (sagte ich schon, dass familienintern zwischen Töchtern und Mutter gerade alles nicht eben rundläuft) dann beide zum Vereinsheim gefahren. Auf dem Rückweg eine Retoure weggebracht (dpd Stellen sind rar). Die vermeintlich lange Zeit genutzt, schnell einen Gewürzkuchen zu backen, das Rezept noch von meiner Oma 1992 handgeschrieben. Dieser Kuchen verdient aus Gründen einen eigenen Beitrag, den ich schon mehrfach im Geiste vorgeschrieben habe, etwas Geduld bitte.
Hui, ich bin spät dran, stelle den Timer, lasse den Kuchen alleine fertigbacken und fahre die Kinder incl. Mitspielerin vom Vereinsheim zur Spielstätte. Dann muss ich noch einmal nach Hause, den Mann und Zubehör holen. Die nächsten 2 Mal 35 Minuten sind sehr spannend. Die Spielerinnen begeistern mich bzw uns mit wunderbarem Fußball. Das ist ja ‚nur’ Kreisliga, aber wie die kombinieren, durchstecken, passen, vorausschauen, dribbeln, verteidigen, umschalten, rennen, abwarten, eine Freude. Natürlich gelingt auch mal etwas nicht, aber das hat schon Niveau und macht Spaß beim Zuschauen. Auch eine hervorragende Schiedsrichterleistung. Mit Ansage an die Eltern, Hilfe während des Spiels (Hört nicht auf zu spielen bis der Schiedsrichter pfeift. Macht Ihr ne Mauer? Braucht Ihr nicht.) Ansage an die Männer, die uns nicht merkenlassen, dass da grade ein Spiel läuft und rücksichtslos neben dem Platz pöhlen. Am Ende gehen unsere mit drei Punkten nach Hause. Derbysieg, Tabellenführung, sie freuen sich. Das darf wirklich sein, wir feiern sie. Das alles bei wunderbarem Sonnenschein. Das obligatorische BlauerHimmelBild wurde auch gemacht.
Heimfahrt mit Diskussion über Treffen in Abwesenheit und Vulkanausbruch. Wir finden eine Lösung, aber erst essen wir Gewürzkuchen, im Rezept steht lapidar, Oma habe einen Puderzuckerguss gemacht, und wissen Sie was? Obwohl es unter anderem um diesen Guss geht und gehen soll beim erwähnten Beitrag oben, schaffe ich es nicht, das heißt, es fällt mir nicht einmal ein, einen Guss herzustellen sondern ich experimentiere mit Puderzucker und dieser Dekoschablonenform, die ich seit 30 Jahren habe aber gestern gefühlt erst zum vielleicht dritten Mal benutzt habe und erzeuge so Kakaoherzen. Erst beim Verspeisen fällt mir auf, dass die knackige Zuckergussumhüllung Teil dieses Kuchens sein muss.
Die Tochter wird ins Schulstädtchen gebracht, auf dem Rückweg bringe ich noch eine Retoure weg. Dann machen wir uns fertig, wir sind nach zwei (drei?) Jahren mal wieder mit den Nachbarn verabredet und wollen Essengehen. Ich schminke mich zum zweiten Mal seit März 2020, schaffe es aber leider nicht, die Fingernägel dunkel zu lackieren, es reicht grade noch für Klarlack, aber man kann nicht alles haben. Mit der Seidenbluse bin ich etwas overdressed, und später gelangt irgendwie Rotwein auf den Ärmel, aber ich wollte auch mal die schönen Sachen tragen, wenigstens. Wir fahren mit Bus und Bahn, also Bus und genießen ein Viergängemenü mit Weinbegleitung. Das ist sehr nett. Es tut mir gut, so zu tun, als sei das irgendwie normal.
Wir werden auf einen Absacker eingeladen, das nehmen wir an, und als wir um kurz nach zwölf? nach Hause kommen springen die Töchter noch rum. Na ja, was erwarte ich. Abschminken, lieber kein Internet mehr, Bett. Ein bisschen viel Rumgefahre, und viele zweite und dritte Male so beim Durchlesen. Egal, ich lass das jetzt so.
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