3.10.19

Feiertagsgedanken

am Mittwoch nicht zum Fußballtraining gefahren und das kam so, dass die Töchter sich um eine Nichtigkeit sehr, sehr zerstritten und so schlimm angezickt haben, dass ich mich leider sehr emotional, aber eben geweigert habe, meinen Fahrdienst anzutreten. Ich schreibe nicht gerne gezickt, ich mag dieses Wort nicht und es auch in keinem Zusammenhang verwenden, aber mir fällt keine bessere Umschreibung dieses gemeinen Stachelsetzens und Gifpfeilwerfens ein.
Der Tag endet im Übrigen ebenfalls mit einem Eklat: wieder wurde um etwas völlig Unbedeutendes gestritten, plötzlich ist das neu gestaltete Türschild von R kaputtgerissen. Natürlich sind das keine großen Ereignisse, sie verschwimmen hinter den Schicksalen Anderer, ich komme mir geradezu kleinlich vor, darüber zu berichten. Wie schade, sich davon das Leben beeinträchtigen zu lassen.

Am Feiertag viel geschafft, aber natürlich nicht genug. Zuerst Bouldern gewesen mit einer anderen Zwillingsfamilie. Die Freundin ist Sonderpädagogin und erzählte ein bisschen aus dem Nähkästchen, 7 von 8 Kindern in der ersten Förderschulklasse haben keinen deutschen Sprachhintergrund, und auch andere Schriften, sind aber hochmotiviert, es werden Erfolgsgeschichten geschrieben, viele blühen auf, sind aber von vornherein ziemlich sicher nur kurz da (sie kommen zB aus Georgien, wurden dort auf dem Rücken des Vaters getragen, zuerst, nach vielen Vorfällen des Besprucktwerdens hat der Junge dann sechs Jahre im Haus zugebracht. Die Familie muss zurück, ziemlich sicher, trotz Arbeit und sichtbarer Integrationsbemühungen, Georgien ist ein sicheres Herkunftsland. Solche Geschichten gibt es sicher zu tausenden, ich möchte kein Fass aufmachen, nur beschreiben, was mich bewegt.) Woran das liegt (ich dachte, das ist hauptsächlich Einzugsgebiet, da sie die Schule gewechselt hat). Sie erklärt, dass die Eltern, die sich engagieren, versuchen, für ihre Kinder Integrationsplätze auf Regelschulen zu ergattern, und vorgeburtliche Diagnostik tatsächlich zu weniger Kindern mit mehrfacher (angeborener?) Behinderung führen. Für manche gesellschaftliche Gruppen kommt das nicht in Frage.
Mich beschäftigt das. Wir hatten kürzlich einen Fall in der weiteren Familie. Die werdenden Eltern haben sich gegen das Kind entschieden. Ich hätte sie gern anderweitig beraten. Ich meine das nicht verurteilend. Und jetzt? Wie damit umgehen? Die beiden trauern ganz sicher, udn diese Trauer geht nicht weg.  Wie kann man da die richtigen Worte des Trostes finden, wenn man gleichzeitig so viel weiß aber nicht genug. Zur  selben Zeit endet heute der getwitterte Blog über die Lebens- Sterbens- und Familiengeschichte von Joseph und seiner Familie, das geliebte Kind, das heute vor zwei Jahren gestorben ist. Die Netzfamilie trauert mit. Welche Stärke und Kraft aus den Worten spricht, trotz (oder gerade wegen) der Trauer. Meine Gedanken sind bei allen.

Wie der Umgang mit den Schwächsten ist, daran erkennt man am besten den Zustand einer Gesellschaft.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

#wmDedgT Oktober 2024

  Frau Brüllen fragt das Internet  'was machst Du eigentlich den ganzen Tag?' und wir beantworten  das am 5. jeden Monats mit dem Ha...