Lieber noch bisschen Mathe geübt, gemeinsam gegessen und mit dem Mann abgehangen. Außerdem hatte ich Zahn! Der Zahnarzttermin war übrigens erstaunlich gut. Zwei Zähne abgeschliffen, das hätte mich vor Jahren noch an den Rand gebracht, jetzt war nur mein Handgelenk etwas lädiert. Ich konnte aber gut abstrahieren. Witzig war es auch. Es gibt Gemälde an der Decke, die roten Farbtupfer mache nicht nur ich als Blutzspritzer aus, die Zahnärztin erzählte auch, dass manche PatientInnen die gemalte Möve als geköpft interpretieren, und das splattert halt das Bild voll. Ich glaube, ich habe mich noch nie in einer Zahnarztpraxis amüsiert.
Donnerstag
Das halbkranke Kind wollte zu Hause bleiben. Der Mann machte sich bereits um 3:30 (!?! :() auf den Weg. Während er sich fahrbereit machte hat SEIN Wecker leider meine gesamte Halbschlaf/Aufwachenergie verbraucht, sodass ich selbst verschlafen habe und das gesunde Kind in die Schule fahren musste. Auf dem Weg fiel auf, dass der Spitzer für die Mathearbeit fehlt, also Zwischenstopp im Supermarkt, Notfallkauf.
Als ich endlich nach Hause komme ist O schon da, die beim Putzen hilft. Das halbkranke Kind verzieht sich ins Bett und genießt die Auszeit. Ich räumputze vor O her. Gegen Mittag kurzer Abstecher in den Bioladen, ein Vermögen ausgeben für Biohuhn und Käsebrett am Samstag. So schön aufgepasst diesen Monat, jetzt so ein Patzer. Dem Finanzplan gefällt das nicht. Hühnersuppe kochen mit Eierstich und Grießklößchen (beide Rezepte aus Deutschland vegetarisch, immer wieder Lieblingsbegleitung für allerlei Rezeptfragen). Der Biodinkel ist nicht der geeignete Getreidegrieß, der Teilzeithund freut sich morgen über Hühnerhaut, die Kinder habens' gegessen, der Hunger treibt's rein, aber ich
Wenigstens etwas gemeinsame Zeit mit Vorlesen, dann den Nachmittag mit undiszipliniertem Lernen verbracht, das Kind verzweifelt an Englisch, morgen Klassenarbeit. Wird schon. Bisschen geglotzt, Wäsche gemacht, das neue Programm gestartet spät zwar, aber immerhin angefangen. Mal sehen. Kalt, windig, Regen. Heizung bleibt standhaft aus.
Impeachment und Dings, hier, Johnson. Ungeheuerlichkeiten. Meine Eltern beschwörten in schwierigen Jobzeiten 'es gibt noch eine Gerechtigkeit". An diesen Spruch denke ich in den letzten Tagen häufiger, allein, mir fehlt die Hoffnung.
Seit Dienstag mache ich so ein Achtsamkeitsding. Dass es soweit kommen würde, verrückt.
Freitag
Die Sache mit der Kocherei bleibt kompliziert. Im Biosupermarkt hinweggetragen worden und Rinderrouladen gekauft, wegen des im Kühlschrank klagenden Wirsing(s). Rechtzeitig startklar gewesen und zum ersten Mal pünktlich zum Schulbüchereidienst erschienen, denn ich wollte und habe den Kolleginnen dafür, dass sie meinen Dienst letzte Woche übernommen hatten Blümchen mitgebracht.
Weiter analysiert, was mich an der Kollegin so nervt: als erstes das ständige name- und Fachbegriffdropping. Ich komme immer in Versuchung, da mitzumachen, obwohl ich es wirklich nicht möchte. Diese Spiele spiele ich einfach nicht gerne. Kurzer Einkauf, das Essen ist natürlich nicht fertig, als die Kinder nach Hause kommen, gelingt aber sehr gut. Im Internet habe ich noch ein Wirsingrezept gefunden, das ich als Beilage abgewandelt habe:
Zwiebeln andünsten, Wirsing kleinschneiden, dazugeben, mit Gemüsebrühe ablöschen und köcheln lassen, dünn in Scheiben geschnittene säuerliche Äpfel (durchaus mit Schale) dazugeben, mit Ahornsirup und Essig abschmecken. Es bleibt natürlich Wirsing, aber er ist nicht so totgekocht wie in meiner Kindheit. Dazu Kartoffelpü und oben erwähnt Rouladen.
Fußballfahrdienst. In der Zeit möchte ich zum Gartenmarkt, stelle aber fest, dass ich den Geldbeutel vergessen habe. Also Planänderung. Weg vom Baumarkt, der aber verkehrsgünstig an einer Autobahnausfahrt liegt, und es ist Freitagabend. Mir also ein etwas verkehrswidriges Manöver ausgedacht, um auf die andere Spur zu kommen, geht aber nur bei Rot für den Gegenverkehr. Auf einmal ein Auto hinter mir, ich kann nicht auf die Rotphase warten, möchte ihn vorlassen, ändere also meine Meinung und fahre per u-turn zurück auf den Parkplatz. Der Autofahrer, für den ich dieses Manöver überhaupt mache beschimpft mich mit Arschloch und Hure. Leider erwische ich ihn nicht, aber das passt sehr gut ins Bild meines momentanen Hobbys 'sexualisierte Beschimpfung von Frauen und Mädchen' und bestärkt mich, das doch noch einmal in der Schule anzusprechen.
Hass im Netz ist längst Hass auf der Straße, im Zwischenmenschlichen. Wer möchte, hier der Link zu einem Gespräch von swr2 "wer schützt uns vor dem Hass im Netz" via Jagoda Marinić auf Twitter , noch nicht ganz zu Ende gehört.
Zuhause kurzes Ruhen, dann ruft die Zeitungsfrau an und möchte uns locken, die Lokalzeitung weiter zu abonnieren. Wir haben es versucht, echt. Zuerst täglich, dann Wochenendausgabe, zuletzt digital. Was interessiert uns daran? Generell hätte ich Interesse an den lokalen Events, die Herbstwanderung des MGV Frohsinn allerdings spricht mich nicht an. Überregionales und Weltpolitik lese ich in meinen onlineAbos der süddeutschen und zeit, und die politische und Meinungsseite interessiert mich nicht. Im Gegenteil, ich möchte nicht lesen, was der Kommentator von Greta hält oder nicht. Dilemma! Die Landesausgabe der taz mit Regionalteil fand ich toll, damals. Warum wurde das nochmal eingestellt? Der Mann holt die Kinder ab, gemeinsames Abendessen, Inside BVB zuende geschaut, ich lege mich kurz aufs Bett und erwache am Samstag Morgen gegen acht.
Als Rausschmeißer vorher-nachher Fotos aus der Aufhebereihe: letztes Jahr zum Geburtstag einen wunderbaren, riesigen Blumenstrauß von meinen Eltern bekommen. Der hing jetzt ein Jahr im Treppenhaus.
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