Während die Maus am Donnerstag läuft tippe ich noch den gestrigen Beitrag.
Die Lernplattform der Schule ist total überfordert, nix läuft. Dasselbe gilt für uns: wir sind überfordert, nichts läuft. Mir reichen zwei Kinder, Zwillingsphänomen greift auf ne Art. Wir überlegen, als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk eine Spielkonsole anzuschaffen und recherchieren herum: was soll gespielt werden, mit wem. Ich gäbe was für eine Einkaufsberatung, die mir sagt, was wann wo zu kaufen ist. Bei Twitter frage ich nicht nach, mir ist die Privilegiertheit dieser Tage sehr bewusst.
Wir sind genervt von dem Hin und Her der Schule. Die Lernplattform funktioniert nicht, wir versuchen, alles aufzuschreiben und dann separat zu lernen, offline Dinge vorzubereiten, aber das gelingt nur zum Teil. Manche Lehrerinnen weichen auf andere Plattformen aus, aber auch diese sind dicht. Es liegt sehr am Engagement und Technikaffinität der Einzelnen, wie sie die Arbeitsaufträge ausgestalten. Wir haben uns zu Hause darauf einzustellen und auf der jeweiligen Ebene zu reagieren. Den Kindern fällt es schwer, ihre Eigenständigkeit aufzugeben, ich quatsche viel rein bei der Handhabung am Computer. Die Nerven liegen schon ziemlich blank. Wenigstens ist das Wetter gut, es kann im Garten gekickt werden. Ich rufe die Nachbarn an, die sind sehr reserviert und aber auch gut versorgt: die Tochter ist ins Homeoffice von Köln zu ihren Eltern umgezogen.
Mein Zyklus wurde nach 23 Tagen beendet, 80 wäre mir lieber gewesen lieber Körper. Außerdem habe ich seit einer Woche eine offene Wunde am rechten Daumen, die mich einschränkt in der Hausarbeit und eine weitere prima Eintrittsstelle für Viren wäre. Denke ich in schlechten Momenten. In denen überlege ich auch, was passieren würde, wenn ich jetzt schwer krank würde.
Abends kommt der Mann nach Hause, spielt mit den Kindern, wir gehen zum Kurzsport, der ist ja mehr Physiotherapie und essen Reis mit Scheiß, also Gemüse des Kühlschranks (Zwiebeln, Möhren, Zucchini, Paprika, dazu Dosenmais) als Soße wünscht sich J sowas wie warmes Ketchup, also helle Mehlschwitze mit Tomatenmark und Sahne.
Wir glotzen zusammen logo, dann Tagesschau und anschließend die Ansprache von Angela Merkel. Wir wollen gerne einen besseren Plan machen für die nächsten Tage, ich überlege mit dem Mann, wie das aussehen könnte. Während wir am Tisch sitzen beobachtet der Mann, wie eine Maus im Garten an dem kleinen Stab hoch zu den Meisenknödeln klettert. Foto ist leider nichts geworden.
Spät ins Bett.
Donnerstag ist genauso zerfahren, unsere Lernbemühungen werden durch die schlechte ‚Performanz‘ der Lernplattform ausgebremst. Mittags Maultaschen mit Salat, nachmittags Bio, Deutsch, Mathe, das Wetter wird schlechter, die Laune auch.
Meine Eltern rufen an. Sie sind erstaunt, dass die elektive OP meines Vaters nicht vorgezogen wird, sondern, im Gegenteil, wahrscheinlich abgesagt. Total verständlich, klar, aber wenn’s dann akut wird, wird er als Notfall eingewiesen werden müssen. Oh the irony.
Ich tue mir sehr schwer mit schreiben. Meine Kinder sind gesund, ich bin gesund, unser Haus ist groß, wir sind privilegiert, wir haben nur kleine Sorgen. Dem Paketboten habe ich einen Einkaufsgutschein ausgedruckt, (vom großen Fluss, oh the irony, mal sehen ob er ihn nimmt), aber auch das fühlt sich hilflos an. (Er hatte letztes Jahr einen Herzinfarkt, ist mehrere Monate ausgefallen, wir haben es immer nett miteinander, gestern hat er sich mit ‚bleib gesund‘ von unten verabschiedet, ich hatte einen sehr dicken Kloß im Hals).
Abends gntm, sollen sie, ist mir egal, wer weiß wie lange noch.
Der Mann kommt nach Hause, möchte zum Friseur, überlegt, trotz allem seinen Vater zu besuchen, wer weiß, wie lange noch. Er erlebt einerseits die Ruhe vor dem Sturm, aber auch die ist geprägt von Vorbereitungen, menschlichen Zerwürfnissen, es werden wohl Förmchen geworfen.
Als Rausschmeißer ein Gedicht meiner Kindheit, aus meiner damaligen Standardlektüre, dem orangenen „Geh und spiel mit dem Riesen“ von Beltz&Gelberg. Es ist möglicherweise ein Klassiker, aber das hab ich in der südwestdeutschen Provinz natürlich nicht so mitbekommen. Mir hat es aber doch irgendwie die Welt eröffnet. TochterR hat es heute in der Schule durchgenommen, es passt ja auch ganz gut zur Gesamtsituation:
Halbey, Hans Adolf: Trotzdem.
Aus: Gelberg, Hans-Joachim (Hrsg): Geh und spiel mit dem Reisen“ Erstes Jahrbuch der Kinderliteratur. Beltz&Gelberg, Weinheim und Basel 1971. S. 20.
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#wmDedgT Oktober 2024
Frau Brüllen fragt das Internet 'was machst Du eigentlich den ganzen Tag?' und wir beantworten das am 5. jeden Monats mit dem Ha...

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Frau Brüllen fragt das Internet was machst Du eigentlich den ganzen Tag?‘ und wir beantworten das am 5. jeden Monats mit dem Hashtag #...
H. hat sie gesammelt, die Jahrbücher der Kinderliteratur. Sie stehen immer noch in Frau H.s Arbeitszimmer.
AntwortenLöschenVerrückt, oder? Meines begleitet mich schon seit Jahrzehnten, ich habe nur dieses und den nächsten Band. Wenn ich sie in die Hand nehme fühle ich das Früher, aber sie sind beim genaueren Hinsehen doch schon etwas aus der Zeit gefallen, leider.
LöschenHallo, normalerweise lese ich hier nur still mit, heute melde ich mich mal.
AntwortenLöschenViele der Gedanken hier kann ich gut nachvollziehen!
Aber eigentlich wollte ich nur eine Konsole empfehlen, nämlich die Nintendo Switch.
Als Spiel für die ganze Familie ist hier Mario Kart sehr beliebt, es ist hervorragend geeignet, um das Gedankenkarussell komplett abzuschalten. Zelda soll auch sehr gut sein, ich habe aber keine Ahnung, denn eigentlich war ich dagegen, dass so ein Ding ins Haus kommt.
Liebe Grüße Kathrin
Oh, das freut mich, von einer stillen Leserin zu erfahren, danke :) es ist ja trotz Statistik nicht ganz klar, wer hier vorbeischaut.
AntwortenLöschenUnd danke auch für die Empfehlung, ich werde berichten. Im Moment steht es 1:3 (eins bin ich, drei sind für PS4)
Liebe Grüße zurück